Köln/Gelsenkirchen/Unna, 14. Juni 2022. Die beiden zurückliegenden Wochenenden waren ein erster großer Stresstest für den Nahverkehr nach dem Start des 9-Euro-Tickets. Nun steht in Nordrhein-Westfalen und anderen Bundesländern erneut ein langes Feiertagswochenende vor der Tür. Die SPNV-Aufgabenträger, Verkehrsverbünde und -unternehmen in NRW wollen die bislang gewonnenen Erfahrungen nutzen, um ihren Kund*innen einen möglichst reibungslosen Betriebsablauf zu gewährleisten und setzen dabei so viel Personal wie möglich ein, vor allem an Bahnhöfen mit hohem Fahrgastaufkommen.
Auch über das Fronleichnam-Wochenende rechnen die drei Aufgabenträger in NRW, der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR), der Nahverkehr Westfalen-Lippe (NWL) und der Nahverkehr Rheinland (NVR), wieder mit einem starken Fahrgastaufkommen. "Vor allem auf den Regionalexpress-Linien auf der Hauptachse zwischen Rheinland und Ruhrgebiet wird es wahrscheinlich wieder voll werden. Wir setzen darauf, dass die Menschen dabei genauso entspannt unterwegs sind, wie am Pfingstwochenende. Und dass sie häufiger die S-Bahnen für ihre Städtetouren nutzen, dort haben wir noch deutlich mehr freie Kapazitäten als in den Regionalzügen und im RRX", sagt Ronald Lünser, Vorstandssprecher des Verkehrsverbunds Rhein-Ruhr (VRR).
Die Aufgabenträger, Verkehrsverbünde und -unternehmen setzen erneut auf das Verständnis und die Rücksichtnahme der Reisenden. Damit dies bei den wieder zu erwartenden vollen Zügen gelingt, appellieren die drei Aufgabenträger in NRW erneut an die Fahrgäste, auf die Mitnahme eines eigenen Fahrrads zu verzichten und verweisen auf die gut ausgebauten Leihfahrrad-Angebote an vielen Reisezielen. Darüber hinaus wird dringend gebeten, an vollen Bahnsteigen die gesamte Länge eines Zuges für den Einstieg zu nutzen und nicht im Bereich der Türen stehen zu bleiben. Zu Pfingsten hatten viele Züge teilweise erhebliche Verspätungen, weil die Züge aufgrund von Überfüllung in den Türbereichen nicht abfahren konnten.
"Kurzfristig überlastete Bahnhöfe wie zu Pfingsten werden wir aller Vorrausicht nach nicht verhindern können", betont Heiko Sedlaczek, Geschäftsführer des NVR. Deshalb wird nun für das verlängerte Wochenende über Fronleichnam alles mobilisiert, was geht: Wie bereits über Pfingsten werden Fahrten auf stark frequentierten Streckenabschnitten mit der Maximalzahl an verfügbaren Zugteilen verstärkt. Zudem soll zusätzliches Personal an den großen Bahnhöfen dafür sorgen, dass auch zu Stoßzeiten Umstiege und Abfahrten ohne allzu große Verzögerungen möglich sind. "Über Fronleichnam bringen wir und die Verkehrsunternehmen alles, was möglich ist, auf die Schiene und die Bahnsteige", so Heiko Sedlaczek weiter.
An den Hauptbahnhöfen in Bonn, Köln und Düsseldorf, aber auch in Duisburg, Essen, Dortmund und Hagen, helfen noch einmal zusätzliche Reisendenlenker:innen den Fahrgästen bei der Organisation des Ein- und Umstiegs in Nahverkehrszüge. "Damit wollen wir vor allem Fahrgäste, die bisher wenig Berührungspunkte mit dem öffentlichen Personennahverkehr hatten, beim schnellen Ein- und Ausstieg unterstützen", erläutert Stephan Boleslawsky, Leiter Regionalbereich West der DB Station&Service.
Die Bilanz der ersten Wochen zeigt: An Werktagen läuft der Schienenpersonennahverkehr nahezu reibungslos. "Die Sorge vor übervollen Bahnen unter der Woche ist weitgehend unbegründet. Selbstverständlich ist die Auslastung hoch, aber die Berufspendler in NRW können weitgehend ganz entspannt zu ihren Arbeitsplätzen gelangen. Wir haben festgestellt, dass die Mehrzahl der 9-Euro-Ticket-Kund:innen die vergünstigte Fahrkarte vor allem für Wochenendausflüge und Freizeitfahrten nutzt. Dabei stehen die Großstädte Düsseldorf und Köln, das Ruhrgebiet, beliebte Ausflugziele in der Eifel, im Sauer- und Münsterland sowie wichtige Umsteigebahnhöfe wie Münster und Hamm für Reisen außerhalb von NRW, beispielsweise in Richtung Nordseeküste, im Fokus der Bahnkund:innen. Dort war die Auslastung an Pfingsten um ein Vielfaches höher als an normalen Wochenendtagen", so die drei Aufgabenträger unisono.
"Wir freuen uns sehr, dass so viele Menschen das 9-Euro-Ticket erworben haben. Das erneut sicherlich hohe Fahrgastaufkommen über das kommende Feiertagswochenende macht deutlich, wie sehr die kurzfristige Erhöhung der Fahrgastzahlen die Kapazitäten unseres Systems ganz nah an seine Grenzen bringt und dass wir dringend Investitionen in den Ausbau, in die Modernisierung und für Kapazitätserweiterungen unserer Angebote benötigen, wenn bis 2030 mit Blick auf den Klimaschutz regelmäßig doppelt so viele Fahrgäste mit uns fahren sollen", blickt NWL-Chef Joachim Künzel nach vorn.
Alle Infos zum 9-Euro-Ticket: http://www.mobil.nrw/9-euro-ticket