Tschüss Papier: Wesseling etabliert Digitale Haltestellen

Fahrgastinformationen und –service werden barrierefreier, flexibler und aktueller

Wesseling. In Wesseling haben Haltestellen mit analogen, ausgedruckten Fahrplänen- und Tarifinformationen zukünftig ausgesorgt. 70 Bushaltestellen der insgesamt 96 Haltepunkte werden zu Digitalen Haltestellen. Diese ermöglichen den direkten, aktuellen Abruf von relevanten Informationen für Fahrgäste, wie beispielsweise Abfahrtszeiten, Linienfahrplan oder Tarifübersicht. Analog bleiben die Haltestellen, an denen zurzeit nur Taxibus und AST-Verkehre halten.

Die Haltestelle Keldenich Vogelsang wurde als eine der ersten umgebauten Digitalen Haltestellen nun eingeweiht. Maren Behler, Technische Beigeordnete der Stadt Wesseling und Geschäftsführerin der Stadtwerke Wesseling GmbH (SWW), freut sich darüber, dass die Wesselinger Bushaltestellen nun digital sind: „Für einen attraktiven öffentlichen Nahverkehr brauchen wir zeitgemäße und dynamische Fahrgastinformationen. Die Digitalen Haltestellen bringen uns genau das und bieten einen echten Mehrwert für die Menschen; besonders im Hinblick auf die Zugänglichkeit und Barrierefreiheit.“

Das Projekt wurde von der Stadt Wesseling in Auftrag gegeben und in Zusammenarbeit mit dem örtlichen Verkehrsanbieter SWW sowie der Regionalverkehr Köln GmbH (RVK) koordiniert. Sukzessive werden nun von der RVK alle Haltestellen digitale transformiert. Daniel Warwas, Leiter des Amts für Verkehrsflächen, ÖPNV und Mobilität: „Wir arbeiten gemeinsam mit unseren Partnern stetig an der Modernisierung unseres ÖPNV. Ein Baustein sind die Wasserstoffbusse auf den Stadtbuslinien, der barrierefreie Ausbau der Haltestellen ist auf dem Weg und nun haben wir nicht nur digitale Anzeigen, sondern auch dynamische, die die Live-Abfahrtszeiten anzeigen. Nur moderner ÖPNV regt zum Umstieg vom Auto auf Bus und Bahn an. Daran arbeiten wir.“

Der überwiegende Teil der Haltestellen wird zukünftig über ein kompaktes Gerät mit einem E-Paper-Display verfügen, welches den Abruf verschiedenster, relevanter Informationen ermöglicht, zusätzlich erhalten 49 Haltepunkte ein vierzeiliges DFI-Display in der Haltestellenfahne, um auch schon von weitem die aktuellen Abfahrten zu sehen. Die anthrazitfarbenen, metallenen Boxen, die nur etwas größer als ein DIN A4-Blatt sind, werden durch eine Batterie betrieben und verfügen zusätzlich über ein Solarpanel. Sie erreichen damit eine Betriebsdauer von bis zu zehn Jahren, ehe die Batterie ausgetauscht werden muss. Da die Bildschirmdarstellung wie bei einem E-Reader (nicht farbig) funktioniert, sind die angezeigten Informationen auf dem Display auch bei direkter Sonneneinstrahlung gut lesbar.

Welche Funktionen sind konkret auf dem Gerät zu finden?
Der erste Knopf aktiviert den Abfahrtsmonitor. Hier werden die ankommenden Linien mit Ziel und Live-Abfahrtszeiten angezeigt. Wird eine Uhrzeit mit einem Sternchen „*“ eingeblendet, steht das für die „Soll-Fahrplanzeit“. Zusätzlich wird es in naher Zukunft eine Besetztgradanzeige geben, die mit bis zu drei geschwärzten Figuren die Menge der Fahrgäste im Bus angibt. Der zweite Button führt zu den Fahrplänen aller Linien, die an der Haltestelle abfahren. Die notwendigen Tarifinformationen finden sich auf dem dritten Knopf und auf einem vierten Knopf sind Umgebungspläne und –informationen hinterlegt. Die Digitale Haltestelle spart damit große Mengen an Druckerzeugnissen und sie reduziert den Arbeitsaufwand im Haltestellenmanagement erheblich.

Für blinde oder sehbehinderte Fahrgäste ist zusätzlich ein erhabenes Bauteil mit Knopf installiert, welches mit einer sogenannten „Push-to-Talk-“- bzw. Vorlesefunktion aktuelle Fahrplanauskünfte und Störungsmeldungen erteilt. Gerade digitale Entwicklungen wie diese stärken barrierefreie oder barrierearme Zugänge mobilitätseingeschränkter Personen zum öffentlichen Personennahverkehr gemäß dem Barrierefreiheitsstärkungsgesetz (BFSG).

Dr. Marcel Frank, Geschäftsführer der Regionalverkehr Köln GmbH: „Wir sind immer dabei, wenn es darum geht, den ÖPNV zugänglicher, barrierefreier und digitaler zu machen und somit alle Fahrgäste abzuholen. Wir haben die Digitalen Haltestellen bereits in Hürth installiert und die Erfahrung gemacht, dass sie ein großer Gewinn für die Vernetzung und Information innerhalb des öffentlichen Nahverkehrs sind. Daran wollen wir in Wesseling nun weiter anknüpfen“. Vorteilhaft mit Blick auf Kosten und Umwelt wird sich zudem auswirken, dass man plant, alle alten Haltestellenfundamente für die Installation der neuen Anlagen zu nutzen. Das spart Zeit, Geld, Material und ansonsten entstehenden Sondermüll.

Das Regionalverkehrsunternehmen RVK konnte das Projekt der Digitalen Haltestelle mit sechs ihrer Gesellschafter und Aufgabenträger realisieren, was in einen Rahmenvertrag für die Umsetzung Digitaler Haltestellen in Hürth, Brühl und Wesseling sowie im Kreis Euskirchen, im Rheinisch-Bergischen Kreis und im Rhein-Sieg-Kreis mündete. Lieferant der Displays und Haltestellen ist der schwedische Hersteller Axentia Technologies AB und die Soester Firma MABEG Kreuschner GmbH & Co. KG.

Realisation des Projektes dank der Förderung durch go.Rheinland
Die Projektkosten belaufen sich auf rund 1,1 Millionen Euro. Vom Zweckverband go.Rheinland ist eine 90-prozentige Förderung von 989.600 Euro zugesagt. Dr. Norbert Reinkober, Geschäftsführer von go.Rheinland: „Wir fördern dieses Projekt sehr gerne, denn hierdurch wird die Attraktivität des Nahverkehrs weiter gesteigert. Die neuen digitalen Anzeiger sind eines der vielen Puzzleteile, mit denen wir den ÖPNV für die Fahrgäste im Rheinland moderner und komfortabler machen.“

Gruppenfoto zur Inbetriebnahme einer digitalen Haltestelle in Wesseling

(von links): Daniel Warwas (Amtsleiter für Verkehrsflächen, ÖPNV und Mobilität der Stadt Wesseling), Dr. Norbert Reinkober (Geschäftsführer go.Rheinland GmbH), Maren Behler (Technische Beigeordnete der Stadt Wesseling und Geschäftsführerin der Stadtwerke Wesseling GmbH), Dr. Thomas Kreitsch (Geschäftsführer Stadtwerke Wesseling GmbH), Dr. Marcel Frank (Geschäftsführer der Regionalverkehr Köln GmbH) und Florian Klee (Mobilitätsmanager der Stadt Wesseling). © Regionalverkehr Köln GmbH