3 Fragen an: Wilfried Koenen

 

Wie es um den SPNV im Rheinland bestellt ist, zeigen u. a. der jeweils einmal im Jahr veröffentlichte Stations- und der Qualitätsbericht. Die Daten dafür werden im Fachbereich von Wilfried Koenen gesammelt und aufbereitet. So ergibt sich ein sehr detailliertes Bild zum Qualitätsniveau des SPNV, das dabei hilft, aktuelle Entwicklungen nachzuvollziehen, Hintergründe zu erkennen und Handlungsansätze für die Zukunft zu skizzieren. Wir stellten Wilfried Koenen drei Fragen zu den Ergebnissen, den daraus resultierenden Aufgaben und Herausforderungen – und blicken mit ihm gemeinsam auf die laufenden Planungen für die Fußball-EM 2024.


Herr Koenen, wie zufrieden sind Sie mit der jüngsten Analyse – und ergo mit der Situation des SPNV im Rheinland?

Ich möchte bei der aktuellen Qualitätssituation nichts beschönigen und die Daten bestätigen die Beschwerden der Fahrgäste. Insbesondere die Zugausfälle durch Baustellen und Personalmangel belasteten den SPNV und seine Fahrgäste schon sehr. Zudem werden die Zugfahrten immer unpünktlicher – im Jahr 2022 war jeder Zug im Durchschnitt 3 Minuten zu spät. Beim Zustand der Stationen im go.Rheinland-Gebiet sind nach wie vor Schäden durch Vandalismus ein großes Problem. Aber wie so oft im Leben ist natürlich nicht alles schlecht: Wir machen sehr gute Erfahrungen mit unserem Engagement für Graffitikunst. Flächen, die im Auftrag von uns und/oder der Deutschen Bahn mit hochwertigen Graffiti gestaltet wurden, werden im Nachgang spürbar weniger beschmiert als weiß überstrichene Flächen. Die Stationen sind das Eingangstor zum SPNV, daher investieren wir gerne in ein attraktives Erscheinungsbild und somit mehr Aufenthaltsqualität für die Fahrgäste.


Was geschieht, damit konstatierte Mängel bei der Betriebsqualität beseitigt werden können?

Ein Teil der Ursachen für aktuell bestehende Probleme ist bereits die Lösung: Baustellen. Wir müssen einfach unser Bahnnetz ausbauen und modernisieren, um die Kapazitäten auf der Schiene zu erhöhen. Dies ist leider nicht in ein paar Monaten zu schaffen, sondern dauert Jahre. Wir schauen uns die Qualitätsentwicklungen sehr genau an und analysieren mögliche Maßnahmen, aber wie beim Thema Personalmangel sind oftmals dicke Bretter zu bohren. Hier bedarf es gesamtgesellschaftlicher Ansätze.
 

Im kommenden Jahr wird die Fußball-Europameisterschaft auch zahlreiche Menschen nach Köln locken. Welchen Stellenwert hat das Event für go.Rheinland – und welche Vorbereitungen für den SPNV sind anlässlich der Veranstaltung erforderlich?

Das ist eine große Herausforderung für den ganzen ÖPNV in Nordrhein-Westfalen. Sollte die Anzahl der Besucher*innen ähnlich sein wie bei der WM 2006 – wovon wir ausgehen –, werden vom 14. Juni bis 14. Juli 2024 über 1 Mio. Gäste hierherkommen. Wir sind gemeinsam mit unseren Partner*innen in NRW dabei, für die Fans ein möglichst großes Angebot zu organisieren.