3 Fragen an: Theo Jansen

 

Theo Jansen ist Leiter der Abteilung Mobilitätsmanagement beim VRS und gleichzeitig Leiter der Geschäftsstelle des Zukunftsnetz Mobilität NRW. Als solcher ist es seine Aufgabe, die strategische Ausrichtung des Zukunftsnetzes in Abstimmung mit den anderen Koordinierungsstellen, die beim Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) und beim Nahverkehr Westfalen-Lippe (NWL) angesiedelt sind, weiterzuentwickeln. Darüber hinaus arbeitet er mit seinem Team daran, die kommunale Mobilitätswende durch unterstützende Angebote für die Mobilitätsmanager*innen vor Ort erfolgreich voranzutreiben. Wir sprachen mit dem Brühler über die wichtigen Voraussetzungen für einen erfolgversprechenden Transformationsprozess.
 

Herr Jansen, die große Vision des Zukunftsnetz Mobilität NRW ist es, dass Menschen in Nordrhein-Westfalen klimaneutral und nachhaltig mobil sind. Was können Sie Kommunen mit auf den Weg geben, die die Mobilitätswende bei sich vor Ort einleiten wollen?

Die autoorientierte Verkehrs- und Stadtplanung der letzten Jahrzehnte ist nicht zukunftsfähig. Deshalb ist die Mobilitätswende ein Gewinnerthema. Aber sie erfordert eine Veränderung der bisherigen Planungsroutinen und Entscheidungsabläufe zwischen Kommunalpolitik und Verwaltung. Es wird darauf ankommen, sowohl das Potenzial der Beeinflussung des Mobilitätsverhaltens zu nutzen als auch die organisatorisch- strukturellen und kommunikativen Rahmenbedingungen auf kommunaler Ebene für die Mobilitätswende zu schaffen.  Das ist für die jeweiligen Akteure mitunter nicht immer einfach, aber unbedingt notwendig. Wir unterstützen die Kommunen vor Ort mit unserem Werkzeugkasten, um diesen Prozess des kommunalen Mobilitätsmanagements anzugehen. Er setzt sich systematisch zusammen aus den fünf Komponenten „Beraten“, „Qualifizieren“, Begleiten“, „Vernetzen“ und „Umsetzen“. Als Mitglied haben Städte, Kreise und Gemeinden Zugriff auf sehr viele maßgeschneiderte Unterstützungsangebote aus diesen Kategorien: Von fraktionsübergreifenden Workshops über themenspezifische Weiterbildungen und Mikrotrainings bis zur Entwicklung von Leihangeboten wie den Stadt-Terrassen halten wir alles bereit, um den Change-Prozess zum Kommunalen Mobilitätsmanagement voranzutreiben.
 

Was sind in den Kommunen die größten Hürden? Beziehungsweise umgekehrt gefragt:, wWelche Faktoren sind entscheidend für den Erfolg dieses Transformationsprozesses hin zur Mobilitätswende?

Wichtig für den Erfolg sind vier wesentliche Punkte. Zum einen muss die Kommunalpolitik eine eindeutige verkehrspolitische Zielvorgabe für die Mobilitätswende machen und die Verwaltung mit den entsprechenden Ressourcen ausstatten. Zum anderen ist entscheidend, dass innerhalb der Verwaltung die Mobilitätswende Chefsache ist und agile Methoden für das Querschnittsthema angewendet werden. Drittens darf das Thema Kommunikation nicht vergessen werden: Es ist wichtig, dass in der Kommune ein Zukunftsbild für die Mobilität entwickelt wird und daraus eine positive Erzählung umgesetzt wird. Und zu guter Letzt ist es wesentlich, die Arbeit der Mobilitätsmanager*innen vor Ort zu stärken.
 

Inzwischen wurden in NRW rund 304 Mobilitätsmanager*innen ausgebildet, davon 106 im go.Rheinland-Gebiet. Wie wichtig ist die Begleitung und die Vernetzung der Kolleg*innen in ihrer alltäglichen Arbeit vor Ort?

Es toll, mit so vielen engagierten Menschen in der Region zusammenzuarbeiten, die die Mobilitätswende vorantreiben möchten. Der Lehrgang ist der Einstieg in der Zusammenarbeit. Wir stärken die Kolleg*innen vor Ort im Anschluss auch mit einem Coaching, denn die Aufgabe, den Transformationsprozess zu initiieren und zu gestalten, ist manchmal nicht leicht.  Es gibt auch viele positive Nachrichten und Entwicklungen aus der Arbeit vor Ort. Besonders die jährliche Europäische Mobilitätswoche zeigt eindrücklich die vielen gute Ideen und Mobilitätskonzepte, die den Weg in den Straßenraum finden. Temporäre Kleinkunstbühnen auf Parkplätzen zeigen zum Beispiel, wie viel Lebensqualität der öffentliche Raum bieten kann, Wege bemalen macht das Gehen für Kinder spannender, die Einweihung einer neuen Schnellbuslinie bringt vernetzte Mobilität in den ländlichen Raum – es ist wirklich schwer, da nur einige Beispiele herauszustellen. Diese verbreiten wir gerne über die News auf unserer Website, unsere neue Podcastreihe „Neues Bewegen“ und im direkten Austausch. Aber auch wenn es mal nicht so vorangeht, wie man es sich wünscht, ist es gut, ein starkes Netzwerk um sich zu haben, damit man sich nicht von negativen Aspekten frustrieren lässt. Das stärkt den Zusammenhalt und die Widerstandskraft.