3 Fragen an: Sven Kleine

 

Sven Kleine ist Prokurist bei go.Rheinland und 1. stellvertretender Betriebsleiter Eigenbetrieb Fahrzeuge. In dieser Funktion stellt der 52-Jährige mit die Weichen dafür, dass den Fahrgästen in den kommenden Jahrzehnten moderne, komfortable Fahrzeuge auf dem neuesten Stand der Technik zur Verfügung stehen. Wir sprachen mit dem aus Westfalen stammenden Kölner über die neu bestellten Züge für die S-Bahn Köln, die voraussichtlich Ende 2029 in den Regelbetrieb gehen werden.
 

Herr Kleine, voraussichtlich ab Dezember 2028 werden im Kölner S-Bahn-Netz neue Fahrzeuge unterwegs sein. Worauf können sich die Fahrgäste freuen?

Mit den neuen Fahrzeugen – zuerst im Probebetrieb und ab 12/2029 dann im Regelbetrieb –können wir den Fahrgästen eine deutlich höhere Qualität, eine flexiblere Ausstattung, noch mehr Fahrgastinformation in Echtzeit und ein regionalspezifisches Design auf der Schiene anbieten. Dazu beschafft go.Rheinland gemeinsam mit dem Juniorpartner Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) rund 100 neue Züge. Zum Vergleich: Heute fahren bei der S-Bahn Köln etwa 120 Züge aus drei unterschiedlichen Baureihen, die aus jeweils zwei gekoppelten 70 Meter langen Fahrzeugen bestehen. Die künftige S-Bahn wird rund 150 Meter bzw. rund 170 Meter lang und ein durchgängiger Zug sein. Die rund 100 neuen Fahrzeuge bedeuten eine Steigerung der Gesamtkapazität von bis zu 25 Prozent. Dies ist unerlässlich, um das im Rahmen der Verkehrswende weiter steigende Fahrgastaufkommen zuverlässig und langfristig bewältigen zu können. Unser Ziel ist es zudem, dass das Fahrplanvolumen von heute rund 12 Millionen auf etwa 23 Millionen Zugkilometer wachsen wird.
 

Die rund 100 neuen Fahrzeuge werden nach dem Vorbild des NRW-RRX-Modells angeschafft. Wie kann man sich das vorstellen?

Die neuen Fahrzeuge werden analog dem NRW-RRX-Modell angeschafft, das sich bereits beim Rhein-Ruhr-Express (RRX) bewährt hat. Als Besteller/Auftraggeber fungieren die beiden Zweckverbände für den Schienenpersonennahverkehr go.Rheinland und VRR AöR im sog. Bruchteilseigentum. Die von ihnen finanzierten Fahrzeuge werden dann für einen Zeitraum von mindestens 30 Jahren den Eisenbahnverkehrsunternehmen zur Verfügung gestellt, die künftig den Betrieb verantworten werden. Die Fahrzeuge bleiben also im Eigentum der Zweckverbände. Die neuen Fahrzeuge werden voraussichtlich bis Anfang der 2060er Jahre im Einsatz sein. Bis dahin muss der Hersteller laut Vertrag gewährleisten, dass sie auf hohem Niveau verfügbar und fahrtüchtig bleiben; daher ist er auch für die vertragsgemäße Wartung und Instandsetzung verantwortlich. Gegebenenfalls werden in Abstimmung mit go.Rheinland und VRR auch technische Neuerungen installiert.
 

Was können Sie schon zum Fahrzeug-Konzept verraten?

Bei der Gestaltung der Fahrzeuge geht es um ein Maximum an Komfort und Funktionalität. Im Fokus der von go.Rheinland gemeinsam mit der Industriedesign-Agentur Neomind entwickelten Fahrzeug-Konzeption stehen die Fahrgäste und ihre unterschiedlichen Bedürfnisse. Die Lösung ist ein modularer Aufbau, bei dem sich die Module kurzfristig verändern und auch umbauen lassen. So lässt sich die Inneneinrichtung der Fahrzeuge bei Bedarf flexibel auf Einsatzzeiten und -gebiete sowie saisonale Anlässe anpassen. Dazu gibt es zum Beispiel sogenannte Flexmodule, das heißt Vis-à-vis-Sitze, die umgeschwenkt oder eingefahren werden können. Die Sitzplätze der Flexmodule lassen sich etwa an den tollen Tagen im Karneval zu Stehplätzen und dann wieder zu Vierer- oder Dreiersitzgruppen verändern. Und erstmals werden die neuen S-Bahn-Züge – bundesweit einmalig bei hochflurigen S-Bahn-Fahrzeugen – mit Toiletten ausgestattet sein.