Aktuell wird im Schienennetz im Rheinland so viel gebaut wie noch nie. Aber warum ist das so? Und was tut go.Rheinland dafür, um Stakeholder und Reisende über die aktuelle Baustellensituation rechtzeitig und zuverlässig zu informieren? Darüber haben wir mit Leszek Karmaat, dem Leiter der Stabsstelle Baustellenmanagement, -koordination und -kommunikation, in unserem „3-Fragen-Interview“ gesprochen.
Leszek Karmaat, in diesem Jahrzehnt stehen so viele Baumaßnahmen im Rheinland an, wie noch nie zuvor. Warum?
Der Grund dafür ist einfach: Das Schienennetz im Rheinland ist an seiner Kapazitätsgrenze angelangt und sehr in die Jahre gekommen. Wenn wir jedoch gemeinsam die Verkehrswende stemmen wollen und den Schienenpersonennahverkehr für die Reisenden verbessern möchten, müssen wir bei der Infrastruktur ansetzen. Nur durch konsequente Investitionen lässt sich das Schienennetz mittel- bis langfristig optimieren und damit Verspätungen und Ausfälle minimieren. Und nur dann ist der Schienenpersonennahverkehr als klimafreundlichere Alternative zum eigenen Auto auch attraktiv.
Die Liste der dafür notwendigen Maßnahmen ist lang: Brückenarbeiten, Gleis- oder Bahnsteigerneuerungen, Gleiserweiterungen, Oberleitungs- und Instandhaltungsarbeiten oder Erneuerungen von Stellwerkstechnik. Hinzukommen diverse Infrastrukturprojekte zum Ausbau der Kapazitäten und des Angebots auf der Schiene. Für die Reisenden sind die Baumaßnahmen leider oft mit Streckensperrungen, Umleitungen oder mit Schienenersatzverkehr verbunden. Das ist erstmal doof, aber wir tun alles dafür, dass wir zuverlässige Alternativen anbieten können und die Reisenden sich gut informiert fühlen.
Das Ziel der Stabsstelle Baustellenmanagement ist es, Aktivitäten zu Bautätigkeiten für Stakeholder und Reisende zu bündeln und einheitlicher zu gestalten. Was hat sich seit der Einführung der Stabsstelle in der Kommunikation verändert?
Unser Anspruch ist es, den Stakeholdern und Reisenden eine frühzeitige und gut verständliche Baustellenkommunikation zu bieten. Aus diesem Grund erstellen wir z. B. zweimal jährlich eine Baustellenvorschau, die das gesamte Jahr berücksichtigt und viermal jährlich eine zwölf Wochen umfassende Baustellenvorschau. Die Jahresvorschau umfasst die auswirkungsstärksten Baumaßnahmen innerhalb eines Kalenderjahres im Streckennetz von go.Rheinland. Die Zwölf-Wochen-Vorschau hingegen stellt auch die kleineren Maßnahmen dar und informiert vor allem zeitnah über die konkreten Auswirkungen der Baumaßnahmen und über die geplanten Ersatzkonzepte. Sobald es detaillierte Informationen zu einer Baumaßnahme gibt, werden dem Dokument stets aktuelle Links zu den weiterführenden Informationen auf www.zuginfo.nrw hinzugefügt.
Diese Dokumente versenden wir per E-Mail an die politischen Vertreter*innen, Meinungsbildner*innen und Fachleute. Zudem weisen wir in unserem regelmäßig erscheinenden Newsletter “go.Update” auf die anstehenden Baumaßnahmen hin und stellen die Informationen für die interessierte Öffentlichkeit auf der Homepage von go.Rheinland als Baustellen-Übersicht zur Verfügung.
So tragen wir mit unserer Baustellenkommunikation zu einer möglichst großen Planungssicherheit für alle Zugreisenden bei und hoffen damit den zunehmenden Belastungen durch immer komplexer werdende Baumaßnahmen entgegenwirken zu können.
Das Managen von SPNV-Baustellen wird aufgrund der Akteure im Markt immer komplexer. Wie sieht im Idealfall der Ablauf in der Vorbereitung der Baustellenkommunikation aus, damit vor allem die Reisenden rechtzeitig, einheitlich und verständlich informiert werden?
Sobald alle beteiligten Akteure, d.h. die verschiedenen Infrastrukturbetreiber, Verkehrsunternehmen, Aufgabenträger und weitere Träger öffentlicher Belange, die konkreten Anforderungen abstimmen konnten, geht es in die Umsetzung. Hier steht die wichtigste Frage im Raum: Wie erhalten die Reisenden am schnellsten und einfachsten alle relevanten Informationen?
Im Idealfall erfolgt zunächst über am Bahnhof und in den Zügen der betroffenen Linien angebrachte Banner bzw. Plakate eine Vorankündigung der Baumaßnahmen und deren Laufzeit. Dann startet zwei bis drei Wochen vor dem Beginn eine zweite Kommunikationswelle, mit der konkret der Schienenersatzverkehr und neue Fahrzeiten kommuniziert werden. An den betroffenen Stationen hängen dann Plakate, oft erfolgt eine zusätzliche Presseinformation. Auch die Webseiten und Apps aller betroffenen Verkehrsunternehmen und der Verkehrsverbände informieren über die Maßnahme und Fahrgäste, die Newsletter abonniert haben, erhalten auch darüber Informationen.
Im letzten Schritt, wenn der Schienenersatzverkehr eintritt, erfolgen dann konkrete Beschilderungen und Anweisungen am Gleis, wie zum Beispiel Fußstapfen auf dem Boden, die den Weg aus dem Bahnhof zur Ersatzbushaltestelle markieren. Oder es kommen sogenannte „Reisendenlenker“ zum Einsatz, die die Fahrgäste zur Ersatzhaltestelle lotsen. Zusätzlich setzt jedes betroffene Verkehrsunternehmen die Medien auch für die Kommunikation über die eigenen Kanäle, wie zum Beispiel Newsletter, Social-Media-Postings, Webseiten etc. ein, um möglichst viele Reisende zu erreichen, die von den Bauarbeiten betroffen sein könnten.
Ich möchte nochmal darauf hinweisen, dass die oben beschriebenen Schritte als Idealprozess zu verstehen sind. In der Praxis läuft leider aus verschiedensten Gründen nicht immer alles so glatt. Aber wir arbeiten stetig daran, die Baustellenkommunikation weiter zu verbessern und die Reisenden gut zu informieren.