Schienenausbau vom Fahrplan aus gedacht
Die „Zielnetzkonzeption 2032/2040“ der Landesregierung NRW sieht vor, den aus Fahrgastsicht „idealen“ zukünftigen Fahrplan zu entwickeln, der den Fern-, Regional-, und S-Bahn-Verkehr im Land eng miteinander verzahnt. Der Fahrplan soll in Zukunft so attraktiv sein, dass möglichst viele Menschen vom Auto auf die Schiene umsteigen wollen. Eine wichtige Voraussetzung, um die ambitionierten Klimaschutzziele zu erreichen.
Die Kernidee der Zielnetze 2032/2040
Die Kernidee der Zielnetze 2032/2040 besteht darin, die bundesweiten Planungen des Deutschlandtaktes auf Landesebene herunterzubrechen und im Detail für den Schienenpersonennahverkehr (SPNV) in Nordrhein-Westfalen zu verfeinern und zu ergänzen. Mit dem Deutschlandtakt soll das Ziel erreicht werden, alle Verkehre auf der Schiene derart miteinander zu vertakten, dass ein übergreifender Fahrplan aus einem Guss entsteht. Dieser dient dann als Richtschnur für den Ausbau der Infrastruktur. Vorbild ist dabei die Schweiz, wo mit dem sogenannten integralen Taktfahrplan seit Jahrzehnten ein ähnliches Konzept gefahren wird.
„Das neue Konzept bedeutet für die Fahrgäste, dass an allen wichtigen Knotenbahnhöfen häufiger als bisher attraktive und zuverlässige Anschlüsse in alle Richtungen geschaffen werden“, betont Benjamin Uhlendorf, Bereichsleiter SPNV-Planung/-Betrieb/Schienenfahrzeuge bei go.Rheinland. Durch Taktverdichtungen und Liniendurchbindungen ergeben sich mehr, bessere und schnellere Verbindungen als heute, die vorhandenen Kapazitäten auf der Schiene werden optimal ausgenutzt. Überall dort, wo die Kapazitäten jedoch an ihre Grenzen stoßen, muss durch Ausbauprojekte oder Reaktivierungen die Schieneninfrastruktur geschaffen werden, die für die Umsetzung des übergreifenden Fahrplans benötigt wird.
Das wichtigste Ziel des landesweiten Konzepts ist die Dekarbonisierung der Mobilität, um die klimapolitischen Ziele erreichen zu können. Zentraler Baustein ist dabei, möglichst viel Personen- und Güterverkehr von der Straße auf die Schiene zu verlagern. Es soll eine sogenannte Pull-Wirkung der Schiene hergestellt werden, um Menschen, die öffentliche Verkehrsmittel bisher selten oder nie nutzen, für die Schiene zu gewinnen. Dafür muss in erster Linie das Angebot attraktiv und auf die tatsächlichen Bedürfnisse der Kundinnen und Kunden ausgelegt sein.
Fahrplanentwicklung der Zielnetze
Die drei SPNV-Aufgabenträger in NRW, der Zweckverband go.Rheinland, der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) und der Zweckverband Nahverkehr Westfalen-Lippe (NWL) haben an der Entwicklung des Fahrplans mitgewirkt. Deren Arbeit wird vom Kompetenzcenter Integraler Taktfahrplan (KC ITF), das vom NRW-Verkehrsministerium für die Weiterentwicklung des SPNV in NRW gegründet worden ist, koordiniert.
Im ersten Schritt der Erstellung des Fahrplans wurde sich die Frage gestellt, wie ein Fahrplan auf den einzelnen Strecken und Relationen aussehen muss, um beispielsweise doppelt so viele Fahrgäste wie heute zu transportieren. Im zweiten Schritt wurde dann abgeleitet, wo welche Infrastruktur dafür ausgebaut werden müsste. Die SPNV-Aufgabenträger haben dabei ihre vorhandenen Planungen und Ideen zusammengeführt. Zentral ist bei der Erstellung der Zielnetzte 2032/2040 der Gedanke, dass die Infrastruktur sich dem gewünschten Angebot anzupassen hat und nicht umgekehrt. Die Pläne reichen dabei vom Einbau einzelner Weichenverbindungen über zusätzliche Gleise bis hin zu Elektrifizierungen oder kompletten Streckenreaktivierungen.
Wichtig ist, dass die in den Zielnetzen 2032/2040 hinterlegte Infrastruktur schnellstmöglich ausgebaut wird. Da dies viel Zeit in Anspruch nehmen wird, werden sich bereits heute ausführlich Gedanken für das Jahr 2040 gemacht. Darüber hinaus müssen die Ausschreibungen der Verkehrsverträge so weit synchronisiert werden, dass neue Betriebskonzepte nach Fertigstellung der Infrastruktur sofort in Betrieb genommen werden können.