Zugausfälle 2024

Weitere Zunahme der Zugausfälle
Aufgrund des seit einigen Jahren ausgeprägten Baugeschehens ist der Anteil der Zugausfälle im go.Rheinland-Gebiet über die vergangenen Jahre auf ein vergleichsweise hohes Niveau gestiegen. Für das Jahr 2024 wird ein neuer Rekordausfall erreicht. Gleichzeitig fällt auf, dass die nicht vorhersehbaren Zugausfälle, von denen der Fahrgast erst am Bahnsteig erfährt, auf einem relativ konstanten Niveau verbleiben.
Neben dem Baugeschehen stellen Personalengpässe für die Verkehrsunternehmen aktuell eine große Herausforderung dar. Im Jahr 2024 wurde prognostiziert, dass bis zum Jahr 2025 allein in Nordrhein-Westfalen etwa 1.200 neue Lokführer/innen benötigt werden. Um dieser Herausforderung zu begegnen, engagiert sich go.Rheinland gemeinsam mit dem Land NRW, den anderen SPNV-Aufgabenträgern und den Eisenbahnverkehrsunternehmen bei Fokus Bahn NRW. Diese Initiative hat es sich zur Aufgabe gemacht, unternehmensübergreifend Lösungen für den Fachkräftemangel und andere Herausforderungen im Schienenverkehr zu entwickeln. Darüber hinaus werden in aktuellen Verkehrsverträgen ambitionierte Mindestwerte zu Ausbildungsquoten vorgegeben.
Ein weiterer Aspekt zur Bewältigung der Personalengpässe ist eine Reduzierung des Fahrtenangebotes mit Augenmaß. Nach intensiven Abstimmungen zwischen go.Rheinland, den Verkehrsunternehmen und dem Land NRW wurden einzelne Leistungen identifiziert, die zum einen hohen Personalaufwand bedeuten und deren Wegfall zum anderen einen möglichst geringen Nachteil für die Fahrgäste mit sich bringt („Aktionsprogramm Personal und Betrieb“). So wurden auf den Linien RE 4, RE 9 und RB 48 Leistungen aus dem Angebot genommen, in erster Linie Verstärkerzüge in den Hauptverkehrszeiten. Hintergrund ist die Abwägung, dass geplante Ausfälle, die dann nicht in der Fahrplanauskunft auftauchen, für den Fahrgast weniger nachteilig sind als dispositive Ausfälle, von denen der Fahrgast erst am Bahnsteig erfährt.Von den personalbedingten Ausfällen im Jahr 2024 sind fast die Hälfte (48 %) nicht auf Personalknappheit, sondern auf einen Streik der Gewerkschaft deutscher Lokomotivführer (GDL) im Januar und März 2024 zurückzuführen.
Die nicht vorhersehbaren Zugausfälle steigen von 6,42 % im Jahr 2022 und 6,54 % im Jahr 2023 auf 7,78 % im Jahr 2024. Dies ist einerseits eine spürbare Zunahme (21 % gegenüber 2022), andererseits vollständig über den GDL-Streik im Januar und März zu erklären, der für etwa ein Drittel aller nicht vorhersehbaren Ausfälle verantwortlich ist. In den Jahren 2022 und 2023 spielte Streik eine untergeordnete Rolle. Klammert man ihn gedanklich aus, ist der nicht vorhersehbare Zugausfall gegenüber 2023 um über 10 % gesunken. Die Hauptursachen für nicht vorhersehbare Zugausfälle sind Personalmangel, Probleme mit dem Wagenmaterial sowie höhere Gewalt.
Gleichzeitig steigen die vorhersehbaren Zugausfälle (aufgrund von Baumaßnahmen und Aktionsprogramm) seit 2022 deutlich an, und zwar von 3,35 % im Jahr 2022 über 7,98 % im Jahr 2023 auf 8,14 % im Jahr 2024. Dies entspricht einer Steigerung von 243 % gegenüber 2022. Die Hauptursache für vorhersehbare Zugausfälle sind Baumaßnahmen, die zur Ertüchtigung der seit langem vernachlässigten Infrastruktur sowie dem zeitgemäßen Umbau mit dem Ziel der Verkehrswende leider in hohem Ausmaß notwendig sind. Die oben angesprochenen geplanten Ausfälle, die aus dem „Aktionsprogramm Personal und Betrieb“ resultieren, werden ebenfalls den vorhersehbaren Zugausfällen zugerechnet.
Für das go.Rheinland-Gebiet muss insgesamt eine erhebliche Verschlechterung festgestellt werden. Die durchschnittlichen Zugausfälle steigen von 9,77 % im Jahr 2022 auf 14,52 % im Jahr 2023 und 16,69 % im Jahr 2024. Dies entspricht einer Steigerung von 15 % gegenüber 2023 und 71 % gegenüber 2022.
Zugausfall im go.Rheinland-Gebiet nach Produktgruppen

- Die drei Produktgruppen RegionalExpress (RE), RegionalBahn (RB) und S-Bahn haben sich seit 2022 verschlechtert, am deutlichsten nehmen die Ausfälle bei den RE-Linien zu.
- Hintergrund für das insgesamt hohe Niveau ist in erster Linie die ausgeprägte Bautätigkeit im Schienennetz. Im Jahr 2022 sind etwa 48 % der Ausfälle direkt durch Baumaßnahmen bedingt, im Jahr 2023 sind es ca. 63 % und im Jahr 2024 etwa 50 %.
- Zunehmend müssen Zugleistungen nicht vorhersehbar aufgrund fehlenden Personals entfallen. Hiermit sind in erster Linie fehlende Zugführer gemeint. Aber auch der Personalmangel in den Bereichen Werkstatt und Leittechnik wirkt sich negativ auf die Qualität aus. Im Jahr 2022 können fast 18 % der Zugausfälle dieser Ursache zugeordnet werden, im Jahr 2023 sind es ca. 21 % und im Jahr 2024 23 %.
- Im Jahr 2024 gab es einen GDL-Streik (Januar, März). Dieser trägt zu fast der Hälfte (48 %) der personalbedingten Ausfälle im Gesamtjahr 2024 bei. Insgesamt lässt sich feststellen, dass der Anteil der Ausfälle aufgrund eingeschränkter Personalverfügbarkeit zurückgeht.
- Zu den personalbedingten Ausfällen hinzu kommen etwa 5 % der Ausfälle, die innerhalb des „Aktionsprogramms Personal und Betrieb“ für den Fahrgast planbar bis auf Weiteres aus dem Angebot genommen wurden. Dabei handelt es sich um Verstärkerzüge in der Hauptverkehrszeit auf dem RE 4 und dem RE 9 sowie um verschiedene Fahrten auf der RB 48.
- Für etwa 23 % der Zugausfälle im Jahr 2024 wurden Ersatzverkehre angeboten.
RE-Linien – Zunahme an Ausfällen

- Die Linien RE 12 und RE 22, die auf der Eifelstrecke verkehren, waren im Jahr 2021 intensiv durch das Unwetter „Bernd“ betroffen. Infolgedessen gibt es nicht nur eine Reihe von Instandsetzungsmaßnahmen auf verschiedenen Abschnitten, sondern die Strecke wird gleichzeitig elektrifiziert. Die Ausfälle sind größtenteils baubedingt.
- Deutliche Zunahme der Ausfälle auf dem RE 4: Diese sind zum größten Teil personalbedingt, teilweise im Rahmen des „Aktionsprogramms Personal und Betrieb“. Planmäßig fallen Verstärkerzüge in der Hauptverkehrszeit aus.
- Deutliche Zunahme der Ausfälle auf dem RE 7: Hintergrund sind zu etwa zwei Dritteln bau- und zu etwa einem Drittel personalbedingte Ausfälle.
- RE 8: Wiederkehrende Dauerbaustelle zum Ausbau der S 13 zwischen Troisdorf und Bonn Beuel / Oberkassel. Etwa zwei Drittel der Ausfälle sind baubedingt, und etwa ein Drittel der Ausfälle sind personalbedingt.
- RE 9: ebenfalls betroffen vom „Aktionsprogramm Personal und Betrieb“. Hier werden die Verstärkerzüge in der Hauptverkehrszeit zwischen Köln und Siegen aus dem Fahrplan genommen.
Etwa 43 % der RE-Ausfälle im Jahr 2024 sind direkt durch Baumaßnahmen bedingt (2023: 58 %, 2022: 35 %), etwa 34 % sind auf fehlendes Zugpersonal zurückzuführen (2023: 23 %, 2022: 31 %). 31 % der personalbedingten Ausfälle werden als Teil des Aktionsprogramms Personal und Betrieb planmäßig aus dem Fahrplan genommen.
RB-Linien – Ausfälle steigen weiter an

- Besonders auffällig: RB 48. Bereits im Jahr 2023 viele Ausfälle aufgrund diverser Bauarbeiten im Raum Köln-Bonn, in erster Linie am elektronischen Stellwerk (ESTW) Köln. Im Jahr 2024 über 40 % Ausfälle, begründet erneut (mit weitem Abstand vor anderen Ursachen wie Personalmangel und Infrastrukturstörungen) im intensiven Baugeschehen. Stellwerksarbeiten führten immer wieder zu Sperrungen bzw. eingeschränkter Streckenverfügbarkeit zwischen Köln und Bonn. Die RB 48 war die Linie, die in diesem Zusammenhang am stärksten von Ausfällen betroffen war. Des Weiteren ist ein gutes Fünftel der Ausfälle personalbedingt als Teil des „Aktionsprogramms Personal und Betrieb.“
- Ebenfalls hohe Werte auf der RB 25: Brückeninstandsetzung zwischen Gummersbach und Lüdenscheid bis April, außerdem Stellwerksarbeiten Köln Hbf
- Deutliche Zunahme: RB 30. Aufgrund der Arbeiten am Stellwerk Bad Godesberg fiel die Linie zwischen Remagen und Bonn im Zeitraum Januar bis März 2024 aus.
- RB 38: Ausfälle in erster Linie personalbedingt
- RB 27: Wiederkehrende Dauerbaustelle zum Ausbau der S 13 zwischen Troisdorf und Bonn Beuel / Oberkassel
- RB 21: Die Sperrungen aufgrund von Brückenbauarbeiten zwischen Tetz und Linnich sind beendet.
Etwa 65 % der RB-Ausfälle im Jahr 2024 sind direkt durch Baumaßnahmen bedingt (2023: 68 %, 2022: 44 %), etwa 20 % sind auf fehlendes Zugpersonal zurückzuführen (2023: 18 %, 2022: 27 %). 34 % der personalbedingten Ausfälle wurden als Teil des „Aktionsprogramms Personal und Betrieb“ planmäßig aus dem Fahrplan genommen.
Erneuter Anstieg der Ausfälle – mit Ausnahme der S 6

- Die S 6 ist die einzige Linie, bei der es Verbesserungen gab. Die Ausfallquote liegt aber immer noch auf einem hohen Niveau. Die Hauptgründe: Durch die Baustelle Leverkusen Chempark – Langenfeld zwischen März und Juni 2023 und weitere Streckenarbeiten zwischen Köln-Mülheim und Düsseldorf im 2. Halbjahr 2023 gab es einen Anstieg der Ausfälle auf fast 70 Prozent. Außerdem: Aufgrund Personalmangels Einstellung des Südastes der S 6 von Januar bis April 2023, danach Bedienung in ausgedünntem Takt. Hangrutsch in Hösel im Januar 2024 führt zu Streckensperrung und baustellenbedingten Ausfällen – Wiederaufbau bis voraussichtlich Mitte 2026.
- Auch die weiteren Linien der S-Bahn Köln weisen hohe Ausfallwerte auf. Diese sind in erster Linie personalbedingt.
- Vergleichsweise geringe Ausfallwerte sind auf der S 23 festzustellen.
Etwa 38 % der S-Bahn-Ausfälle im Jahr 2024 sind direkt durch Baumaßnahmen bedingt (2023: 61 %, 2022: ebenfalls 61 %), etwa 28 % sind auf fehlendes Zugpersonal zurückzuführen (2023: 23 %, 2022: 17 %). Das „Aktionsprogramms Personal und Betrieb“ wurde im S-Bahn-Bereich nicht angewendet.