Weitere Zunahme der Zugausfälle

Aufgrund des seit einigen Jahren ausgeprägten Baugeschehens ist der Anteil der Zugausfälle im go.Rheinland auf ein vergleichsweise hohes Niveau gestiegen. Das Unwetter Bernd im Juli 2021, mit den Ausfällen während des Ereignisses sowie der teilweise bis heute gesperrten Infrastruktur führt im Jahr 2021 zu neuen Höchstwerten beim Zugausfall. Im Jahr 2022 stabilisiert sich das Ausfallgeschehen. Für das Jahr 2023 wird ein neuer Rekordausfall erreicht.

Neben dem Baugeschehen stellen Personalengpässe für die Verkehrsunternehmen aktuell eine große Herausforderung dar. Bis zum Jahr 2025 werden allein in Nordrhein-Westfalen etwa 1.200 neue Lokführer/innen benötigt. Um dieser Herausforderung zu begegnen, engagiert sich go.Rheinland gemeinsam mit dem Land NRW, den anderen SPNV-Aufgabenträgern und den Eisenbahnverkehrsunternehmen bei Fokus Bahn NRW. Diese Initiative hat es sich zur Aufgabe gemacht, unternehmensübergreifend Lösungen für den Fachkräftemangel und andere Herausforderungen im Schienenverkehr zu entwickeln. Darüber hinaus werden in aktuellen Verkehrsverträgen ambitionierte Mindestwerte zu Ausbildungsquoten vorgegeben.

Für das go.Rheinland-Gebiet insgesamt muss für 2023 eine erhebliche Verschlechterung festgestellt werden. Die durchschnittlichen Zugausfälle steigen um 56,92 %, von 9,53 % im Jahr 2022 auf 14,95 % im Jahr 2023.

Zugausfall im go.Rheinland-Gebiet nach Produktgruppen

  • Die drei Produktgruppen RegionalExpress (RE) und RegionalBahn (RB) und S-Bahn haben sich gegenüber 2021 verschlechtert, am deutlichsten nehmen die Ausfälle bei den RB-Linien zu.
  • Hintergrund für das insgesamt hohe Niveau ist in erster Linie die ausgeprägte Bautätigkeit im Schienennetz. Im Jahr 2021 sind etwa 33 % der Ausfälle direkt durch Baumaßnahmen (außer Wiederaufbau nach Unwetter „Bernd“) bedingt, im Jahr 2022 sind es ca. 48 % und im Jahr 2023 sogar ca. 63 %.
  • Zunehmend müssen Zugleistungen aufgrund fehlenden Personals entfallen. Hiermit sind in erster Linie fehlende Zugführer gemeint. Aber auch der Personalmangel in den Bereichen Werkstatt und Leittechnik wirkt sich negativ auf die Qualität aus. Im Jahr 2022 können fast 18 % der Zugausfälle dieser Ursache zugeordnet werden, im Jahr 2023 sind es ca. 21 %.
  • Die deutliche Zunahme der Zugausfälle speziell im Jahr 2021 ist hauptsächlich Unwetter „Bernd“ im Juli 2021 geschuldet. 32 % der Ausfälle sind bedingt durch die Betriebseinstellung während des Ereignisses oder durch beschädigte Infrastruktur in der Folge des Unwetters. Linien, die auf Strecken verkehren, die durch die Unwetterschäden weiterhin beeinträchtigt und nicht nutzbar sind (bspw. RB 20, RB 24), haben zum Fahrplanwechsel im Dezember 2021 einen entsprechend reduzierten Fahrplan erhalten. Diese Angebotsreduzierungen gehen statistisch nicht als Ausfall in die Jahreswerte ab 2022 ein.
  • Für etwa 41 % der Zugausfälle im Jahr 2023 werden Ersatzverkehre angeboten.

RE-Linien – deutliche Zunahme an baustellenbedingten Ausfällen

  • Die Linien RE 12 und RE 22 waren im Jahr 2021 intensiv durch das Unwetter „Bernd“ betroffen, es kam zu Streckensperrungen und Zugausfällen mit Bus-Ersatzverkehr mit Schwerpunkt zwischen Euskirchen und Trier. Zum Fahrplanwechsel im Dezember 2021 haben diese Linien einen entsprechend reduzierten Fahrplan erhalten. Diese Angebotsreduzierungen gehen statistisch nicht als Ausfall in die Jahreswerte für 2022 ein. Die Ausfälle 2023 sind größtenteils baubedingt.
  • Deutliche Zunahme der Ausfälle auf dem RE 5: Baustellenbedingt, bspw. Brückenerneuerung und Linienausfall zwischen Köln und Koblenz mit zeitlichem Schwerpunkt im Januar 2023.
  • RE 6: Zunahme der Ausfälle im Jahr 2022, einerseits baustellenbedingt (Streckensperrungen aufgrund Arbeiten an der Leit- und Sicherungstechnik), andererseits zunehmend Probleme bei der Bereitstellung des Zugpersonals. Die hohen Ausfallwerte in 2023 sind ebenfalls in erster Linie auf Baustellen zurückzuführen, beispielsweise die Erneuerung der Leit- und Sicherungstechnik im November zwischen Köln-Worringen und Neuss.
  • RE 8: Wiederkehrende Dauerbaustelle zum Ausbau der S 13 zwischen Troisdorf und Bonn Beuel / Oberkassel.
  • Etwa 58 % der RE-Ausfälle im Jahr 2023 sind direkt durch Baumaßnahmen bedingt (2022: 35 %), etwa 23 % sind auf fehlendes Zugpersonal zurückzuführen (2022: 31 %).
  • Etwa 37 % der RE-Ausfälle im Jahr 2021 sind bedingt durch Unwetter „Bernd“ (Ausfall während des Ereignisses oder Ausfälle aufgrund beschädigter Infrastruktur in der Folge des Unwetters).

RB-Linien – unterschiedliche Entwicklung auf den verschiedenen Linien

  • Besonders auffällig: RB 25. Unwetterbedingte Brückenbauarbeiten in Lüdenscheid. Daher ganzjährig Ausfall von Lüdenscheid-Brügge bis Lüdenscheid. Dazu ab Juni 2023 große Brückenbauarbeiten zwischen Overath und Engelskirchen, kein Bahnverkehr zwischen Overath und Lüdenscheid. SEV wurde eingerichtet.
  • Auch im Jahr 2023 weiterhin viele Ausfälle auf der RB 48. Hauptgründe sind diverse Bauarbeiten im Raum Köln-Bonn, in erster Linie am elektronischen Stellwerk (ESTW) Köln. Auch Arbeiten im Raum Wuppertal im Herbst 2023 führten zu Teilausfällen auf der RB 48.
  • RB 20 und RB 24 wurden stark durch das Unwetter Bernd beeinträchtigt. Auch im Nachgang an das Unwetter konnten Streckenabschnitte nicht befahren werden, sodass die Züge ausfallen mussten und ein Schienenersatzverkehr mit Bussen eingerichtet wurde. Zum Fahrplanwechsel im Dezember 2021 haben diese Linien einen entsprechend reduzierten Fahrplan erhalten. Diese Angebotsreduzierungen gehen statistisch nicht als Ausfall in die Jahreswerte ab 2022 ein.
  • RB 33: Die hohen Werte aus dem Jahr 2021 sind durch Flutschäden (Hangrutsch) zwischen Herzogenrath und Geilenkirchen bedingt. Seit dem Jahr 2022 gibt es auf dieser Linie Probleme mit der Verfügbarkeit von Triebfahrzeugführern.
  • RB 38: Zunahme der Ausfälle in erster Linie baubedingt, bspw. aufgrund Gleiserneuerungen zwischen Horrem und Bedburg.
  • Die RB 30 ist weiterhin von Einschränkungen der Infrastruktur aufgrund des Unwetters „Bernd“ betroffen, außerdem kommen zunehmend Personalprobleme hinzu.
  • RB 27: Wiederkehrende Dauerbaustelle zum Ausbau der S 13 zwischen Troisdorf und Bonn Beuel / Oberkassel.
  • RB 21: Die Sperrungen aufgrund von Brückenbauarbeiten zwischen Tetz und Linnich sind beendet.
  • Etwa 68 % der RB-Ausfälle im Jahr 2023 sind direkt durch Baumaßnahmen bedingt (2022: 44 %), etwa 18 % sind auf fehlendes Zugpersonal zurückzuführen (2022: 27 %).
  • Etwa 34 % der RB-Ausfälle 2021 sind bedingt durch Unwetter „Bernd“ (Ausfall während des Ereignisses oder Ausfälle aufgrund beschädigter Infrastruktur in der Folge des Unwetters).

Zahlreiche Ausfälle auf der S 6

  • Alle Linien außer der S 6 haben konstante oder sinkende Ausfallzahlen zu verzeichnen. Die wichtigsten Ausfallursachen der S-Bahn Köln (S 6, S 11, S 12, S 13) sind Baumaßnahmen und Personalmangel.
  • Deutliche Zunahme der Ausfälle auf der S 6. Hauptgründe: Baustelle Leverkusen Chempark – Langenfeld zwischen März und Juni 2023 und weitere Streckenarbeiten zwischen Köln-Mülheim und Düsseldorf im 2. Halbjahr 2023. Außerdem: Aufgrund Personalmangels Einstellung des Südastes der S 6 von Januar bis April 2023, danach Bedienung in ausgedünntem Takt.
  • Die S 23 war 2021 intensiv durch das Unwetter „Bernd“ betroffen, es kam zu Streckensperrungen und Zugausfällen mit Bus-Ersatzverkehr mit Schwerpunkt zwischen Rheinbach, Euskirchen und Bad Münstereifel. Zum Fahrplanwechsel im Dezember 2021 hat diese Linie einen entsprechend reduzierten Fahrplan erhalten. Diese Angebotsreduzierungen gehen statistisch nicht als Ausfall in die Jahreswerte ab 2022 ein.
  • Etwa 61 % der S-Bahn-Ausfälle im Jahr 2023 sind direkt durch Baumaßnahmen bedingt (2022: ebenfalls 61 %), etwa 23 % sind auf fehlendes Zugpersonal zurückzuführen (2022: 17 %).
  • Etwa 27 % der S-Bahn-Ausfälle 2021 sind bedingt durch Unwetter „Bernd“ (Ausfall während des Ereignisses oder Ausfälle aufgrund beschädigter Infrastruktur im Nachgang des Unwetters).

Hier finden Sie die letztjährigen Berichte zum Thema Zugausfälle zum Downloaden: