Berlin, 23. Juli 2021. DB Netz-Vorstand Dr. Volker Hentschel: "In dieser Dimension wurde unsere Infrastruktur noch nie auf einen Schlag zerstört. Wir stehen vor einem gewaltigen Kraftakt." - Rund 50 Brücken, 40 Stellwerke, 180 Bahnübergänge, über 1.000 Oberleitungs- und Signalmaste beschädigt sowie Bahnhöfe betroffen - Mensch und Technik für Räumarbeiten und Reparaturen vor Ort
Etwa eine Woche nach den schweren Unwettern in NRW und Rheinland-Pfalz zieht die Deutsche Bahn (DB) eine erste Zwischenbilanz. Vorstand Anlagen- und Instandhaltungsmanagement der DB Netz AG, Dr. Volker Hentschel: "In dieser Dimension wurde unsere Infrastruktur noch nie auf einen Schlag zerstört. Wir stehen vor einem gewaltigen Kraftakt." Hang- und Dammrutsche aber auch Gleisunter- und -überspülungen haben zu massiven Zerstörungen geführt. Besonders gravierend sind die Schäden an über 50 Brücken. Außerdem haben die Wasserfluten Stationen und Haltepunkte sowie die Technik stark in Mitleidenschaft gezogen: 180 Bahnübergänge, knapp 40 Stellwerke, mehr als 1.000 Oberleitungs- und Signalmasten, Energieanlagen sowie Aufzüge und Beleuchtungsanlagen in den Bahnhöfen sind betroffen. "Nach erster Einschätzung gehen wir davon aus, dass die Wassermassen in unserem Netz und an den Bahnhöfen Schäden von rund 1,3 Milliarden Euro verursacht haben", so Hentschel weiter.
Die DB arbeitet mit Hochdruck daran, möglichst viele Strecken wieder befahrbar zu machen. Schon Ende letzter Woche haben die Arbeiten dazu begonnen. Sie folgen einem klaren Prinzip: Schnell zu realisierende Reparaturen und Baumaßnahmen mit hohem Nutzen für die Fahrgäste und den Bahnverkehr haben Priorität. Dafür sind von den DB-Bauteams im ersten Schritt vor allem auf den Hauptstrecken und Verbindungen mit kleineren Schäden behelfsmäßige Reparaturen durchgeführt worden. Gleichzeitig haben Fachkräfte beschädigte Oberleitungen ausgewechselt, Gleise gereinigt oder angeschwemmten Schutt entfernt. Die Arbeiten vor Ort sowie die Aufnahme der Schäden gehen unvermindert weiter.
Dr. Volker Hentschel: "Mein besonderer Dank gilt den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die inmitten einer historischen Katastrophe seit Tagen rund um die Uhr daran arbeiten, Gleise und Anlagen zu erkunden und instand zu setzen. Unser Ziel ist es, dass wir etwa 80 Prozent der beschädigten Infrastruktur bis Jahresende wieder auf Vordermann bringen können. Die Bilder vor Ort zeigen jedoch sehr deutlich: einige Strecken sind auch heute noch überschwemmt oder komplett verschwunden. Dies alles wieder herzurichten wird Monate, wenn nicht Jahre dauern."
Nach den ersten Reparaturen stehen nun aufwändigere Arbeiten an, die vom Austausch von Oberleitungs- und Signalmasten über den Bau neuer Bahnsteige, Brücken und Aufzüge bis zur Instandsetzung von Bahnübergängen reichen. Damit will die DB weitere spürbare Verbesserungen für den Schienenverkehr erzielen.
Für Strecken und Anlagen, die von den Wassermassen völlig zerstört wurden, ist ein längerer Planungs- und Bauzeitraum erforderlich. Gemeinsam mit Gemeinden, Ländern und dem Bund müssen hier mitunter völlig neue Verkehrskonzepte unter Berücksichtigung der jeweiligen landschaftlichen Gegebenheiten entwickelt werden.
Auf künftige Witterungsextreme und Folgen des Klimawandels bereitet sich die DB mit einer Resilienz-Strategie vor. Grundlage ist eine von der DB beauftragte Studie des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung, die wissenschaftliche Prognosewerte für 34 Verkehrsregionen in Deutschland erarbeitet hat.
Weitere Informationen zur Studie finden Sie unter: https://www.pik-potsdam.de/db-klimastudie/